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Donnerstag, 14. Januar 2016

Musik, Schätze und Amaranth

Seid gegrüßt.


Kennt eigentlich irgendjemand die Band Nightwish? Ja, nein, vielleicht? Also, mich hat ihre Musik einen nicht unwesentlichen Teil meines Lebens begleitet, und auch wenn ich mich jetzt schon eine Weile nicht mehr zu deren Fans zähle (schließlich entwickelt man sich ja auch weiter und bleibt nicht einfach auf einer Stufe stehen), so höre ich ihre Musik immer noch sehr gern und genieße immer mal wieder einen kleinen Ausflug in die epische Welt des Bombast Metal.

Musik als solche ist ja ein sehr faszinierendes Medium. Sie hat die Macht, starke Emotionen zu wecken. Sie kann Menschen zusammen bringen oder entzweien. Sie kann Brücken schlagen und dort Möglichkeiten zur Verständigung schaffen, wenn die normale Sprache versagt. Sie bringt Menschen zum Tanzen, sie bringt sie zum Lachen, Weinen oder Nachdenken. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie viele Lieder mich an Scheidewegen begleitet haben, wie viele Melodien mir dabei halfen, nicht abzustürzen.

Gleichzeitig kann ich mich auch manchmal ganz schön erschrecken, was ich früher so für einen Schmarrn gehört habe, wie der Österreicher sagen würde. Es gibt recht viele CDs in meinem Schrank, die von solchen Phasen zeigen. Manches mal höre ich sie mir wieder an, und manchmal kann ich sogar entdecken, was mir daran damals gefallen hat. So habe ich eine zeitlang in meinem Leben stundenlang den Soundtrack von Bollywoodfilmen gehört. Nicht lachen - das stimmt wirklich. Ich habe die Filme selbst nicht gesehen, aber irgendetwas mochte ich an der Musik. Heute kann ich diese Art der Tonkunst nur etwa 10 Minuten am Stück ertragen, aber als ich mich mal wieder auf diese 10 Minuten einließ, musste ich feststellen, dass Bollywood in Reinstform für etwas stehen, was zumindest ich ab und an in der Musik suche: Eine Flucht vor der Realität. Dieses Feuerwerk an absolutem Kitsch zauberte mir ein echtes Lächeln ins Gesicht, es ließ mich eine kurze Zeit vergessen, was mir Sorgen bereitet. Eben weil diese Musik für uns nicht alltäglich ist, glaube ich.

Ich war übrigens immer ein Textemitleser und -heraushörer, ich konnte viele Songs von den Alben, die ich mochte, auswendig (und das waren nicht wenige). Bis heute kann ich viele noch immer, und manches Mal, in teilweise absurden Situationen, fallen mir diese Liedausschnitte wieder ein. Das Krümelmonster lacht dann schon immer und meint, dass es doch merkwürdig bis nervig sein muss, so viele Lieder im Kopf zu haben. Ähm, nein, das ist es nicht, zumindest nicht für mich. Im Gegenteil, eine Sekunde ohne Ohrwurm und ich bin nicht so ganz ich (obwohl selbige oft ganz schön nerven können).

Nightwish ist gerade so ein Fall, und das mit einem Lied, was ich eigentlich noch nie so recht nochte, auch wenn man es wunderbar vor sich hinträllern kann (geht nicht bei so vielen Nightwish-Songs). Das Lied heißt "Amaranth". Jetzt fragt ihr euch sicherlich, wie man denn darauf kommt, ein Leid nach einer Pflanze zu benennen. Stimmt, diese Frage stellte ich mir auch. Im küchentechnischen Zusammenhang fiel mir das Lied ein, und merkwürdigerweise nicht nur der Text und die Melodie, sondern auch der Teil eines Interviews, in dem der Songschreiber Tuomas Holopainen sich über die Bedeutung des Titels auslässt. Sinngemäß sagte er, dass er Amaranth schon immer als eine schöne Pflanze empfunden habe und dieser Name bei ihm für etwas sehr wertvolles stehe, etwas so wertzuschätzendes und seltenes, dass man es umarmen und nicht mehr loslassen solle. Wow.
Ich denke, dass jeder ein solches etwas haben sollte. Etwas, das einen hält, dass man sich aber auch ein wenig erhalten muss. Und wenn es nur eine Ansammlung von Tönen ist.


Deswegen gibt es heute zu Ehren von Nightwish Amaranthbrötchen. Denn Amaranth ist auch in der Küche sehr wertvoll, denn er enthält viel Protein und Energie, dazu aber kein Gluten. Nicht, dass diese Brötchen glutenfrei wären, ich wollte es nur mal erwähnt haben, da manche ihre Zutaten ja nach diesem Gesichtspunkt auswählen (müssen). Die Samen sind also durchaus als gesunde Nahrungsmittel zu bezeichnen. Die Pflanze heißt hier übrigens wegen ihrer Blütenstände auch Fuchsschwanz und ist in Südamerika beheimatet.Und nein, sie hat nichts mit dem Farbstoff "Amaranth" gemein, der ja lebensmitteltechnisch gesehen eher problematisch ist. Okay, genug der Worte, hier zum Rezept.


Amaranthbrötchen

Öhm, auch mal wieder ein wildes Rumprobieren meinerseits, allerdings inspiriert von dem Rezept für die Amaranthstangen aus dem Buch "Backen - 1000 Rezepte" von Dr. Oetker. Ich glaube, es ist nur der Amaranth übrig geblieben. Die Brötchen werden wieder nur mit Lievito Madre getrieben. Die Amaranthkörner verleihen ihnen Biss, Struktur und einen nussigen Geschmack, der durch das Dinkelmehl noch gehoben wird. Die geringe Menge an Weizenmehl sorgt für ein verbessertes Glutengerüst, was auch der Teigverarbeitung zugute kommt. Natürlich könnte man auch mehr Dinkelmehl nehmen, wenn man das lieber mag. Ich könnte auch einfach zugeben, dass ich den Rest irgendwo unterbringen musste. Das Rezept reicht für 8 Brötchen.


Man nehme:

Für den Vorteig:

150 g Lievito Madre
150 g Wasser
120 g Dinkelvollkornmehl

Für das Kochstück

100 g Amaranth (nicht den gepufften!)
300 g Wasser
5 g Salz

Zusätzlich für den Hauptteig

400 g Dinkelvollkornmehl
50 g Weizenmehl Type 550
12 g Salz
250 g Wasser
10 g Olivenöl 

Außerdem

Gepufften Amaranth für die Oberseiten 

1. Der Vorteig kann am Backtag angesetzt werden, denn er braucht maximal 4 Stunden, bis er so weit ist. Dazu wird die Lievito Madre mit dem Wasser gemischt und das Dinkemehl untergerührt. Alles abgedeckt reifen lassen, bis die Angelegenheit gut arbeitet und angenehm weinartig riecht, wie gesagt, maximal 4 Stunden.

2. Für das Kochstück den Amaranth waschen und mit dem Wasser und dem Salz aufkochen, anschließend unter gelegentlichem Rühren köcheln lassen, bis die Körner das Wasser aufgenommen haben, das dauert so 20 bis 30 Minuten. Auf Raumtemperatur abkühlen lassen.

3. Die Hauptteigzutaten inklusive Vorteig und Kochstück und exklusive Öl mischen und zu einem weichen, straffen Teig kneten. Das dauert gut 5 bis 10 Minuten. Das Öl einarbeiten und alles bei Raumtemperatur etwa 2 Stunden gehen lassen, das Volumen sollte sich in der Zeit verdoppeln.

4. 8 Teiglinge vom Teig abstechen und auf einer bemehlten Fläche vorsichtig zu runden Brötchen formen. Die Oberseiten in den gepufften Amaranth tauchen und behutsam andrücken. Die Teiglinge abgedeckt etwa 1 Stunde gehen lassen.

5. Den Ofen inzwischen auf Maximum Warp vorheizen und für Bedampfung sorgen. Die Brötchen hineinbugsieren und bei 250 Grad Ober/Unterhitze 10 Minuten anbacken, dann den Dampf ablassen und nochmal bei 220 Grad 10 Minten fertig backen. Auf einem Gitter abkühlen lassen, arrangieren und fotografieren ;).


Ich gebe es zu, die Brötchen sind recht dicht geworden, aber dennoch sind sie saftig und lecker. Um es mal mit dem Lieblingskrümelmonster zu sagen: Echtes Lembasbrot, da ist man eines davon und dann geht es weiter. Das wäre doch mal eine gesündere Alternative zu den beliebten Schokoriegeln...

Bewahrt euch euren persönlichen "Amaranth",

Eure Eona

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