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Dienstag, 5. Januar 2016

Eine Frage des guten Geschmacks

Seid gegrüßt.



Ich finde es sehr spannend, wie sich der Geschmack im Laufe des Lebens ändert. Damit meine ich nicht nur die kulinarischen Vorlieben, obgleich die Veränderungen darin mitunter sehr gravierend sind, sondern auch die modischen Vorlieben und so weiter. Und manchmal frage ich mich, inwiefern diese Geschmacksänderungen nicht einfach von außen übernommen als von innen an uns herangetragen werden.




Am einfachsten ist das wohl an den Farben der Saison zu beobachten. Ich habe keine Ahnunng, welche das letztes Jahr waren, aber ich finde es doch sehr befremdlich, dass die Medien und die Modedesigner uns suggerieren müssen, dass so etwas zeitloses wie eine schlichte weiße Bluse eben gerade nicht angesagt ist. Will man also eine solche, kann man nicht einfach in einen beliebigen Klamottenladen betreten und hoffen, dort etwas adequates zu finden, oh nein. Wenn man überhaupt etwas tragbares findet, dann in Läden, die ihre Waren aus gutem Grund nicht auspreisen, da sich sonst keine Kunden hinein verirren würden. Wagt man es dann in den Ottonormalläden nach solch exotischen Kleidungsstücken zu fragen, wird man damit abgespeist, dass dieses Jahr eben lindgrün und Rüschen in seien und nicht weiß und schlicht, und dass die Leute sowas demzufolge nicht kaufen würden, ergo hätte man da zwar ein Modell, das gäbe es aber nur in Konfektionsgröße 32 oder 46. Aha.

Boah, geben wir uns leicht mit diesem Diktat zufrieden, welches uns von einigen Meinungsmachern aufoktruiert wird. Ich meine, es kann mir doch keiner erzählen, dass alle plötzlich auf lindgrün stehen, nur weil es gerade die Trendfarbe ist? Aber offenbar steckt da eine ganze Maschinerie der schreibenden Zunft dahinter, wenn man sich mal durch die vielen einschkägigen Frauenmagazine blättert, bei denen natürlich die Frage des guten Geschmacks ein wichtiges Thema ist. Mit gutem Geschmack meint man an dieser Stelle offenbar das, was die Modeindustrie dieses Jahr für angemessen hält, damit nur niemand auf den Gedanken kommt, seine Klamotten von letztem Jahr wieder aufzutragen.

Und eigentlich betrifft das alle Bereiche des Lebens. Bei Büchern: Da musste nur eine Frau Meyer mit ein paar herzensbrechenden Glitzervampiren kommen, schon konnte man sich eine ganze Weile nicht mehr vor romantischen Blutsaugerromanen retten. Vor Jahren begann ein Herr aus Potsdam die Frage "Wer wird Millionär" zu Stellen und trat damit eine riesige Welle von Quizshows los. Kaum ein Sender, der etwas auf sich hielt, der nicht irgendwelche ABCD-Multiple-Choice-Fragen stellte. Nun könnte man denen natürlich zugute halten, dass sie zumindest ein rudimentäres Interesse an Weiterbildung in verschiedenen Bereichen ausgelöst haben, und sei es nur, um am nächsten Tag den Arbeitskollegen erklären zu können, dass man ja die Millionenfrage sicher gewusst hätte.

Oder bei Kochbüchern: Erst vegetarisch, dann vegan und nun die Superfoods, immer wieder von sogenannten Gegentrends zur echten und ursprünglichen Küche garniert und jeder, der was auf sich hält, muss auf den jeweiligen Zug aufspringen, um ein möglichst großes Stück vom Kuchen abzubekommen. Ich meine, wenn man von der Sache lebt, sollte man zwar nicht am Nerv der Zeit vorbeischreiben, aber wie ehrlich wirkt es denn, wenn man zuerst ein Kochbuch mit Kindheitsrezepten veröffentlicht, die naturgemäß einen gewissen Anteil an Butter, Sahne und Zucker enthalten, um sofort als nächstes etwas über gesunde Ernährung und Superfoods zu schreiben? Rasen denn alle nur noch diesen Trends hinterher?



Vor einiger Zeit waren Tartes zum Beispiel der letzte Schrei. Während sie in den neueren Backbüchern eher ein Schattendasein fristen oder getarnt als Pies durch die Gegend wandern, erfreuen sie sich bei mir wegen ihrer Vielfalt ungebrochener Beliebtheit. Dieses Exemplar der wundervollen Backwerkfamilie entstand als Teil unserer wöchentlichen kulinarischen Herausforderung, deren Thema dieses Mal "Crossover" lautete. Nun ja, ein indisches Curry mit Thaielementen in einer Franzosischen Tarte, mehr Crossover geht doch kaum, oder? 



Currytarte mit Linsen

Ja, ich gebe es zu, diese ist kein optisches Highlight, aber dafür sehr lecker. Und im Ganzen macht sie auf dem Tisch durchaus etwas her. Also für die, die es brauchen. Ich habe das Rezept für eine Tarteform mit 26 cm Durchmesser konzipiert. Wer seinen Boden etwas docker mag, sollte die Teigmenge für 200 g Mehl berechnen. 

Man nehme:

Für den Mürbeteig

100 g Weizenvollkornmehl
50 g Maismehl
3 g Salz
80 g Margerine
15 g Wasser

Für die Füllung

1 Stange Lauch, in feine Halbringe geschnitten
10 g frischer Ingwer, geschält und fein geschnitten
3 Knoblauchzehen geschnitten
5 g Garam Marsala (enthält Zimt, Kardamon und Nelken)
2 g gemahlener Zimt
2 g gemahlener Kardamon
20 g rote Thaicurrypaste
400 g gestückelte Tomaten aus der Dose
400 g Wasser
100 g rote Linsen
1 Mango, geschält und geschnitten
Salz, Pfeffer, Zitronensaft nach Gusto
200 g Austernpilze
300 g Tiefkühlspinat (meiner war bereits in brauchbaren Blöcken eingefroren, ihr müsst euren vielleicht portionieren)

1. Für dem Mürbeteig alle Zutaten rasch miteinander verkneten und in die Tarteform drücken. Mindestens 30 Minuten kalt stellen.

2. Den Ofen auf 180 Grad vorheizen und den Boden etwa 15 Minuten backen.

3. Für die Füllung den Lauch, den Ingwer und den Knoblauch zusammen mit dem Garam Marsala und der Currypaste anschwitzen, bis der Lauch weich ist. Die Dosentomaten sowie Zimt, Kardamon und Linsen dazugeben, alles mit dem Wasser aufgießen und so lange köcheln, bis die Linsen weich sind (das dauert maximal 15 Minuten). Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken. Die Masse fein pürieren.

4. Die Austernpilze in Stücke reißen und auf dem vorgebackenen Tarteboden verteilen. Die Spinatblöcke ebenfalls darauf geben und alles mit der Linsenmasse begießen. Die Tarte im heißen Ofen 40 Minuten backen. Lauwarm servieren, dann kommen die Gewürze am besten zur Geltung. Allerdings schmeckt sie auch kalt noch sehr gut.

http://www.kochtopf.me/blog-event-cxv-zimt-kardamom-nelke

Und da Zorra sowie Tina von Foodina Geschmack mit ihrem aktuellen Thema "Zimt, Kardamon und Nelken" beweisen, darf diese Tarte als mein zweiter Beitrag zu dem gleichnamigen Blogevent reisen. Immerhin sind Macarons inzwischen ja auch wieder langweilig...

Es lebe die Backanarchie,

Eure Eona


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